Südliche Klausur und Eulenturm von Kloster Hirsau

EIN VORBILD FÜR ANDERE KLÖSTERHirsauer Reformund Baustil

Im 11. Jahrhundert war der Investiturstreit entbrannt: Die Klöster versuchten, sich von der Macht der Fürsten zu befreien. Zugleich wollten sie zurück zur Strenge der ursprünglichen Ordensregeln, wie vom französischen Kloster Cluny ausgelegt. Hirsau war ein Zentrum dieser Klosterreformen in Deutschland und prägte den Baustil der Reformklöster.

Bildnis Abt Wilhelm von Hirsau im Reichenbacher Schenkungsbuch, um 1150

Die Reform war das Werk von Abt Wilhelm.

Abt Wilhelm und die „Hirsauer Verfassung“

Im Jahr 1079 schrieb Abt Wilhelm die neue Hirsauer Verfassung, auf lateinisch: „Constitutiones Hirsaugienses“. Darin legte er fest, wie die Ordensregel des heiligen Benedikt neu zu beleben sei. Das Vorbild für diese Verfassung lieferte das französische Benediktinerkloster Cluny, das die Benediktsregel bezüglich Armut, Keuschheit und Gehorsam streng auslegte und so zum Ausgangspunkt der Cluniazensischen Reform wurde. Damit sich die Mönche auf ihre geistliche Aufgabe konzentrieren konnten, nahm der Abt Laienbrüder für die körperliche Arbeit auf. Hirsau zog damit Menschen aus allen Gesellschaftsschichten an.

Stiftskirche von Kloster Großcomburg

Das Kloster Großcomburg folgte dem Beispiel Hirsaus.

Weite Verbreitung in Deutschland

Die Wirkung, die von Hirsau ausging, war groß. Die Ausstrahlung der Abtei reichte weit über die Grenzen Südwestdeutschlands. Mönche trugen die Hirsauer Lebensweise in die Welt hinaus, ja sogar Klostergründungen nach dem Hirsauer Modell fanden statt. Heute noch lassen sich Einflüsse in Hessen, Thüringen oder Nordrhein-Westfalen finden. Insgesamt folgten über 120 Klöster der Reform von Hirsau, darunter Alpirsbach, Comburg, Paulinzella, Reichenbach und Zwiefalten.

Perspektivischer Grundriss von Konventsgebäude, Marienkapelle und Eulenturm von Kloster Hirsau aus dem Jahr 1933

Die Klosterreform ist auch in der Bauweise erkennbar.

Hirsauer Baustil

Äußeres Zeichen für den Einfluss von Kloster Hirsau ist der strenge Hirsauer Baustil, der sich auf viele kirchliche Bauten der Zeit auswirkte. Typisch sind Kirchen in Form einer Säulenbasilika mit flacher Decke und ohne Unterkirche oder Krypta. Kennzeichnend ist auch die Unterteilung des Chores in einen Bereich für Mönche und für Laienbrüder. Die Westfassade setzte mit ihren zwei Türmen ein mächtiges Zeichen. Heute noch am Hirsauer Eulenturm zu sehen sind die Würfelkapitelle mit der sogenannten Hirsauer Nase.

Hirsaus Einfluss auf andere Klöster

Kloster Hirsau prägte mit seinem schlichten und monumentalen Baustil viele Kirchen und Klöster der Romanik. Wandernde Laienbrüder verbreiteten den Hirsauer Stil in Deutschland. Daher findet man Motive und Einflüsse an vielen Kirchenbauten, etwa am Münster in Schaffhausen oder in der Klosterkirche von Alpirsbach.

Außenansicht von Kloster Alpirsbach

In Kloster Alpirsbach, unweit von Hirsau, folgten die Mönche der Hirsauer Klosterreform und auch dem Hirsauer Baustil.

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