Donnerstag, 14. Oktober 2021

Kloster Hirsau | Allgemeines 18. Oktober 1816: Gründung der „Turn Gemeinde“ vor 205 Jahren im Kloster

Turnen sollte mehr als nur Sport sein, es war eine „Sache des Vaterlands“ – so sah es der legendäre „Turnvater Jahn“. Die Turnbewegung verbreitete sich im frühen 19. Jahrhundert in ganz Deutschland. Der kleine Ort Hirsau war dabei Vorreiter: In der Wagenremise des Klosters wurde vor genau 205 Jahren, am 18. Oktober 1816, der erste Turnverein Württembergs gegründet – sogar als einer der ersten deutschlandweit.

TURNEN FÜR DIE FREIHEIT

Die Ideen von Johann Friedrich Ludwig Christoph Jahn (1778-1852), besser bekannt als „Turnvater Jahn“, elektrisierten seine Zeit. Die von ihm angestoßene Turnbewegung verbreitete sich rasch in ganz Deutschland. Turnen war für Jahn mehr als nur Sport – es war eine „Sache des Vaterlands“. Als er dies um 1810 formulierte, befanden sich weite Teile Europas und auch Deutschlands unter der Vorherrschaft Napoleons. Das Turnen sollte sowohl körperlich auf den Freiheitskampf gegen Frankreich vorbereiten als auch den Patriotismus fördern. Nach dem Sieg über Napoleon 1815 verlor der Gedanke Jahns nichts von seiner Anziehung. Der kleine Ort Hirsau steht beispielhaft dafür: In der Wagenremise des Klosters wurde der erste Turnverein in Württemberg – sogar einer der ersten in ganz Deutschland – gegründet, vor genau 205 Jahren, am 18. Oktober 1816.

 

DER „SCHWÄBISCHE TURNVATER“

Was hier geschah, war bemerkenswert: Hirsau wurde zum Vorreiter. In der Hauptstadt Stuttgart wurde erst ein Jahr später ein Turnverein gegründet. Friedrich Wilhelm Klumpp (1790-1868) war für den historischen Meilenstein verantwortlich. Der gebürtige Württemberger studierte evangelische Theologie und lernte um 1811 „Turnvater Jahn“ in Berlin kennen. Dort nahm er auch an Turnübungen teil. Klumpp trug die Idee Jahns anschließend in seine Heimat – und wurde so zum „schwäbischen Turnvater“.

 

BILDUNG VON KÖRPER UND GEIST

Im Hirsauer Turntagebuch von 1816/17 notierten die jungen Männer um Klumpp ihre Gedanken und Motive: Sie gründeten den Turnverein, „… nicht blos um die Bildung des Körpers mit der des Geistes ins Gleichgewicht zu bringen, und dadurch auch am Geiste immermehr zu gesunden, sondern zugleich auch, weil ihnen die Sache des Vaterlands am Herzen ligt, weil sie überzeugt sind, daß die ächte Turnkunst im engsten Zusammenhang steht mit vaterländischem Geist und Kraft“.

 

KURZE EXISTENZ

Die „Turn Gemeinde“ im idyllischen Hirsau bestand jedoch nicht lange. Bereits im Sommer 1817 wurde sie wieder aufgegeben. Über die Ursachen herrscht Unklarheit. In seiner Autobiografie nennt Friedrich Wilhelm Klumpp keine Gründe. Das ehemalige Gebäude der ersten württembergischen „Turn Gemeinde“ steht noch immer mitten in der Klosteranlage. Doch heute wird hier kein Sport mehr getrieben. Stattdessen versüßt das „Café im Kloster“ mit leckeren Kuchen und anderen Speisen den Besuch des berühmten ehemaligen Benediktinerklosters.

 

DIE RUINEN EINES GEISTLICHEN ZENTRUMS

Das weitläufige Kloster Hirsau im Tal der Nagold präsentiert rund 1000 Jahre Geschichte in Südwestdeutschland: Einst spielte die Abtei im Investiturstreit zwischen Papst und Kaiser eine herausragende Rolle. Im 16. Jahrhundert wurde Kloster Hirsau säkularisiert. Herzog Christoph von Württemberg gründete eine evangelische Schule in den Klostergebäuden. Ende des 17. Jahrhunderts verwüstete der Pfälzische Erbfolgekrieg das Land – Kloster Hirsau wurde zerstört. Im 18. Jahrhundert begann man, die Schönheit des Ortes zu entdecken. Bis heute ziehen die romantischen Ruinen des einstigen geistlichen Zentrums mitten im Schwarzwald die Gäste in ihren Bann.

 

SERVICE

Die Außenanlage der Klosteranlage ist tagsüber frei zugänglich. Das Klostermuseum Hirsau ist zurzeit aufgrund der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg geschlossen.

 

WEITERE INFORMATIONEN

Kloster Hirsau

Klosterhof

75365 Calw-Hirsau

+49(0)70 51.16 7-399

touristinfo@calw.de

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