ZERSTÖRUNG VOR 327 JAHREN
Am 19. September 1692 wurde das herzogliche Jagdschloss der Hirsauer Klosteranlage im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Soldaten niedergebrannt. Das prachtvolle Renaissanceschloss hatten die württembergischen Landesherren im ehemaligen Benediktinerkloster als Residenz für ihre Jagd- und Badeaufenthalte errichten lassen – stolzer Ausdruck ihrer Macht, ein Mittel der Selbstinszenierung und Repräsentation. Heute stehen nur noch die Außenmauern. Anfangs dem Zerfall überlassen, setzte im 19. Jahrhundert mit der Romantik das Bewusstsein dafür ein, die bisher als Steinbruch genutzten Überreste zu erkunden und zu erhalten.
EIN DENKMAL IN DER KUNST
Der Tübinger Dichter Ludwig Uhland (1787–1862) kannte Hirsau und das Nagoldtal gut. Bei einem Besuch der Klosterruine beeindruckte ihn eine mächtige alte Ulme besonders: Sie wuchs, über 30 hoch, im zerstörten Jagdschloss. Die Äste erhoben sich weit über den Ostflügel des früheren Schlosses. Dieses Bild inspirierte ihn zu seinem Gedicht „Ulmenbaum“, das er 1829 niederschrieb: über den Baum, der seine Wurzeln im Kloster hat, aber seine Zweige in den Himmel streckt. Sein Gedicht passte zu einer Zeit der romantischen Wiederentdeckung der historischen Bauwerke. Hirsau und sein Kloster, mit einer Geschichte, die über 1.000 Jahre, ins frühe Mittelalter, zurückreicht, wurde im 19. Jahrhundert zum beliebten Ziel für Touristen. Am Ende des Jahrhunderts, 1899, vertonte der Komponist Richard Strauss das Gedicht. Literatur und Musik haben den romantischen Blick auf das Kloster verewigt. Die Ulme allerdings fiel einer Krankheit zum Opfer und musste schon vor Jahren gefällt werden.
DER ERBFOLGEKRIEG
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg verwüsteten französische Truppen unter General Mélac große Gebiete westlich und östlich des Rheins – bis tief ins Gebiet des Herzogtums Württemberg. Am 19. September 1692 wurde fast die ganze Klosteranlage, die um das Jahr 830 gegründet worden war, durch Feuer zerstört. An mittelalterlicher Bausubstanz blieben bis heute nur der Eulenturm und die gotische Marienkapelle vollständig erhalten; vom Schloss und dem Kreuzgang blieben die Umfassungsmauern stehen.
DIE WIEDERENTDECKUNG IM 19.JAHRHUNDERT
Ab 1808 wurde man sich der Bedeutung des geschichtsträchtigen Monumentes bewusst und König Friedrich I. von Württemberg ordnete die Erhaltung an. Die Erforschung und Sicherung des Geländes im Sinne einer Denkmalpflege setzte im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts ein. Mitte der 1890er-Jahre wurde ein „Verschönerungsverein“ gegründet, der die Klosterruinen für den Tourismus zugänglich machen sollte. Heute wird die Klosteranlage von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg betreut und ist das ganze Jahr frei zugänglich.
SERVICE
Klostermuseum
Geöffnet: 1. April bis 31. Oktober
Di – Fr 13 bis 16 Uhr
Sa, So 12 bis 17 Uhr
KLOSTERANLAGE
Tagsüber frei zugänglich
ERLEBNISTAG IM KLOSTER
Themenführung und Programm zur deutsch-französischen Beziehung
TERMIN
Sonntag, 13. Oktober
PROGRAMM
Klassische Klosterführung
11.00 – 12.30 Uhr
PREIS
Erwachsene 5,50 €, ermäßigt 3,50 €. Kombiticket: Führung und Eintritt ins Klostermuseum
Treffpunkt: Unterer Torbogen, Haupteingang Wildbader Straße
Anmeldung nicht erforderlich
Sonderführung
Hirsau – die „jüngere Schwester“ von Cluny. Die Hirsauer Reform und ihre cluniazensischen Wurzeln
14.30 – 16.00 Uhr
PREIS
Erwachsene 12,00 €, ermäßigt 6,00 €. Kombiticket: Führung und Eintritt ins Klostermuseum
Treffpunkt: Aureliuskirche
Anmeldung erforderlich
Weitere Sonderführungen unter: www.klosterhirsau.de/besuchsinformation/fuehrungen-veranstaltungen/
INFORMATION UND ANMELDUNG
Touristinformation Calw
Marktplatz 7
75365 Calw
Tel. +49(0)70 51.1 67 - 3 99
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